Donnerstag, 25. August 2011

Mit dem Auto durch Santander und Boyaca


Zum ersten Mal, seit ich in Kolumbien lebe, fahre ich zusammen mit einer Freundin mit dem Auto durchs Land. Endlich wieder einmal Auto fahren! Jippi! ... Obwohl die Bedingungen keinesfalls denen der deutschen Autobahn gleichen, freue ich mich auf die Herausforderung. Zunächst gilt es sich durch das Verkehrschaos der 8-Millionen Metropole Bogota zu schlängeln, ohne, dass das Auto einen Kratzer bekommt oder in einem der unsäglich vielen Löcher in der Straße hängen bleibt. Wir schaffen es unbeschadet Richtung Norden aus der Stadt zu fahren. Über die einige kleine Dörfer im Departament Boyaca ist unser Tagesziel Villa de Leyva.

Kaum aus Bogota heraus wird es gift-grün. Die Wiesen leuchten uns regelrecht entgegen und die Zahl der Kühe nimmt immer weiter zu, je weiter wir fahren. Unser erster Halt ist Ubate - die Milchhauptstadt Kolumbiens. Hier sind sogar die Mülleimer im Ort mit Kuhmuster verziert. An der Hauptstraße halten wir an und genießen eine "arepa boyacence" und natürlich Käse (mit Geschmack - was nicht so einfach ist: Käse mit Geschmack in Kolumbien zu finden).

Von Ubate fahren wir nach Cucunuba. Der kleine Ort ist bekannt für sein Kunsthandwerk aus Wolle: Schals, Decken und Ruanas (Poncho) werden hier auf großen Webmaschinen erstellt. Wir schauen uns ein kleines, verträumtes Hotel an. Mein Papa würde es als "wild romantisch" kategorisieren. Das koloniale Haus mit mehreren Innenhöfen ist sehr gut erhalten und die meisten Zimmer haben sogar einen kleinen Kamin. Genau das Richtige für ein romantisches Wochenende zu zweit, an dem man nicht viel unternehmen möchte, denn das Dorf ist klein.

Als wir in Cucunuba losfahren bereite ich meine Freundin schon freudig auf den nächsten Stopp vor, denn so langsam bekomme ich Hunger. Kurz vor Villa de Leyva kommt der Ort Sutamarchán, der berühmt ist für seine "longanizas" (würzige Würstchen)!!! SO lecker! In Villa de Leyva angekommen setzen wir uns auf den Hauptplatz und genießen bei einem Bier die Abendstimmung des Ortes.

Villa de Leyva ist ein kleiner kolonialer Ort. Kopfsteinpflastergassen, weiße Häuser und die schönen Innenhöfe der Häuser schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Das Dorf lädt ein von einem Café ins andere zu schlendern... und zwischendurch immer mal wieder in einen Artesanias-Geschäft oder eine Galerie zu schauen.

Am nächsten morgen schauen wir uns noch das Fossilien Museum an und auf geht es Richtung Barichara. Die Strecke ist kurvig und das ein oder andere Loch gibt es auch, aber das finde ich gar nicht so schlimm, denn es gibt auch mir - als Fahrerin - die Möglichkeit die tolle Landschaft zu genießen.

Nach ca. 5 Stunden erreichen wir Barichara, wo wir nur noch KO in unsere Hotelbetten fallen. Am nächsten Morgen starten wir zu Fuss nach Guane. Auf den Spuren der Guane Indigenen nutzen wir deren ehemalige Pfade, um in den kleinen Ort zu wandern. Es geht zu meist bergab und so kommen wir schon nach weniger als 1,5 Stunden an. In Guane treffen wir einen alten Herrn, der allen möglichen Kitsch verkauft, aber auch ein paar süße selbst gemachte Dinge wie z.B. Sparschweine aus Totumo und eigens gesammelte Fossilien.... und natürlich kaufen wir ihm etwas ab ;-)

San Gil bei Barichara ist bekannt für sein Angebot der verschiedensten Extremsportarten. Trotz Höhenangst habe ich mir fest vorgenommen Paragliding zu machen. Bevor wir uns auf den Weg zum Abflugort machen, fahren wir noch zum Wasserfall Juan Curi zum Baden. Das Wasser ist "erfrischend" und noch denke ich nicht über meine Angst nach. Das hält aber leider nicht lange an, denn schon auf der Rückfahrt übersehe ich das ein oder andere Loch in der Straße vor Nervosität. Auf dem Abflughügel angekommen steigt das Adrenalin immer weiter. Ich bin auch noch die erste aus unserer Gruppe und bekomme das Ameisenhintern-Kostüm nun umgeschnallt. (Ein großer Rucksack, der am Hintern ganz arg gepolstert ist - für die Landung und ich glaube ein Falschirm ist auch drin, für den Notfall - bibba.) Die Gurte sind gar nicht richtig fest - ob das wohl so richtig ist? Sicherheitshalber frage ich nach, aber mein "Pilot" beruhigt mich und sagt mir, ich solle mir keine Sorgen machen, er sei der 3. beste Paragliding-Pilot in Kolumbien. Na dann kann ja nichts schief gehen. Der Schirm zieht hoch und wir.... heben ab!
Ein Wahnsinns-Blick über den Cañon Chicamocha, die bekannteste Attrakation im Departament Santander. Die Schlucht überbietet mit seinen Maßen sogar den Colorado Canyon in den USA. Mit dem Abheben ist meine Angst verschwunden und das bisschen Übelkeit gehört wohl dazu. Es ist ein toller Flug über Tabakfelder und den Cañon und schon nach 15 Minuten ist es vorbei - aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt die Angst zu überwinden! Stolz und überwältigt fallen wir in die Wiese und schauen den anderen beim Fliegen zu.

Wir genießen noch ein wenig Barichara - ein sehr künstlerischer Ort mit vielen kleinen Werkstätten hübschen Gassen und Innenhöfen, bevor es weiter geht zur Mesa de los Santos. Man kann diese Strecke auch auf einem Camino Real wandern, aber wir haben das Auto und so fahren wir den Cañon einmal herunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Der Ausblick ist wunderschön. In Mesa de los Santos gibt es die größte organische Kaffeeefinca Südamerikas, die auch Unterkünfte anbieten. Hier bleiben wir eine Nacht und genießen den wunderschönen Garten. Am nächsten Tag machen wir eine Führung über die Cafetales (Kaffeeplantage) und die ist wirklich beeindruckend. Ich habe schon viele Kaffeefincas in Kolumbien gesehen, aber diese übertrifft wirklich alle: 300 Hektar Wald gemischt mit Kaffeepflanzen aller Arten - auch deshalb ist die Finca ist mit dem Zertifikat der Rainforest Alliance ausgezeichnet. Als Höhepunkt unserer Tour dürfen wir bei einer professionellen Verkostung dabei sein und spucken Kaffee in Metallkannen. Meine Geschmacksnerven haben sich im Laufe der letzten 5 Jahre an den gewöhnlichen Supermarktkaffee gewöhnt und so schüttelt unser Profi Alberto nur den Kopf, als ich ihm sage welche Sorte ich am geschmackvollsten finde.

Die Reise war sagenhaft. Es hat viel Spass gemacht einmal wieder Auto zu fahren, die Landschaft war gigantisch schön und das Fliegen über dem Cañon Chicamocha ein einzigartiges Erlebnis.

Freitag, 5. August 2011

Bogotá - Eine Stadt zwischen Sonne und Regen

Bogotá ist die Hauptstadt Kolumbiens und gleichzeitig Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes. Mit zahlreichen Universitäten, Bibliotheken und Museen bietet die Stadt gute Bildungsmöglichkeiten.
Das Museo del Oro mit seiner Sammlung an präkolumbischem Goldschmuck zählt zu den wichtigsten Museen und kulturellen Überlieferungen des Landes. Im Museo Botero findet man neben Bildern von rundlichen Frauenkörpern auch Werke von Picasso, Miró und Monet.

Die Altstadt „La Candelaria“ befindet sich im südlichen Teil der Stadt und besticht vor allem durch die Plaza Bolivar, um die viele Kirchen und Regierungsgebäude angesiedelt sind. Sie ist somit gleichzeitig das Regierungsviertel von Bogotá, was vor allem durch die hohe Anzahl an Sicherheitspersonal auffällt. Gerade aus diesem Grund kann man sich heutzutage sorgenfrei in der Altstadt aufhalten, wertvolle Gegenstände sollten allerdings nach wie vor möglichst versteckt mitgetragen werden.

Im Mittelpunkt der Plaza Bolivar steht die französisch-klassische Kathedrale, vor der sich Künstler, Touristen, Tourguides und Geschäftsleute tummeln.

Bei einem Spaziergang durch die Candelaria findet man vor allem Bauten aus der Kolonialzeit vor, die der Altstadt den besonderen Charme verleihen. Bunte Häuser, die in einem grellen Pink oder Türkis erstrahlen, kleine Kunst- und Souveniershops, Straßencafés und Obststände laden die Besucher zum Verweilen ein.

Höhepunkt des Ausflugs in das historische Bogotá ist der Aufstieg auf den Berg Monserrate, von dem aus man einen weitreichenden Blick über die 8-Miliionen-Einwohner Metropole hat. Bei sonnigem Wetter und blauem Himmel ist der Ausblick besonders schön.

Hier in Bogotá herrscht das ganze Jahr über ein einheitliches, mildes Klima. Es wechselt lediglich zwischen Sonnen- und Regentagen, wobei auch mit verstärkten Regenfällen zu rechnen ist. Es gibt Monate, in denen der andauernde Regen vor allem die umliegenden Dörfer überschwemmt, sodass sogar außerhalb gelegene Universitäten geschlossen werden müssen, weil man sonst mit dem Boot zum Unterricht fahren müsste.

Die Hauptstadt Kolumbiens scheint in einer Phase der modernen Entwicklung zu sein, im Stundentakt entstehen hier neue Brücken und Wolkenkratzer. Leider gibt es keine Straßen- oder U-Bahn, sodass die öffentlichen Verkehrsmittel auf Busse beschränkt sind, die auch schon ihre beste Zeit hinter sich haben. Aus klappernden Blechkisten strömen schwarze Rauchwolken und nehmen einem die Luft zum Atmen, die in 2600 m über dem Meeresspiegel ohnehin schon sehr dünn ist. Eine Alternative zu Taxen und normalen Bussen bieten die roten Transmileno-Busse, die gesonderte Fahrtspuren haben und schneller vorwärts kommen.Wer zur Hauptverkehrszeit unterwegs ist, bleibt meist im Stau stecken, und das manchmal für mehrere Stunden.

Der Norden der Stadt ist vor allem durch sehr hohe Immobilienpreise und schicke Restaurants und Bars gekennzeichnet. Hier tummelt sich die obere Schicht, die Kolumbianer scheinen sich nach wie vor noch nach gesellschaftlichen Klassen zu definieren.Wer dazugehören will und vor allem genug Geld hat, ist in einem Club/Verein angemeldet und verbringt seine Freizeit mit sportlichen Aktivitäten in großzügigen Anlagen.

Der Rest muss sich darauf einstellen, dass es für aktive Unternehmungen kaum öffentliche Angebote gibt. Es gibt jedoch ein Highlight, das für jedermann zugänglich ist: die „Ciclovía“. Jeden Sonntag werden einige Hauptstraßen von 8-14 Uhr für den Autoverkehr gesperrt und für Radfahrer, Jogger, Skater und Fußgänger geöffnet. Dem Strom der Kolumbianer und Touristen folgend kann man die Stadt von einer ganz anderen Seite kennenlernen, die einen schon fast an Sonntagsausflüge im Frühjahr und Sommer in Deutschland erinnert.

So wechselhaft wie das Wetter präsentiert sich also auch die Hauptstadt Kolumbiens.

Viel anstrengender wäre das Leben in so einer chaotischen Metropole, wenn die Kolumbianer nicht den Sonnenschein im Herzen tragen würden. Denn das muss man ihnen wirklich lassen, sie sind ein gelassenes und immer fröhliches Volk. Sie grüßen freundlich, sprechen einen mit „mi amor“ („mein Liebling“) oder „mi reina“ (meine Königin) an, sind stets „a la orden“ („zu Diensten“) und wünschen einen schönen Tag. Die Kolumbianer haben fast nichts, was wir von uns Deutschen kennen. Sie beschweren sich nicht, sie wirken nie gestresst, sie bewahren immer Ruhe und sind meistens zu spät. Sie haben meist ein Lächeln auf den Lippen und sind immer für eine Unterhaltung zu haben.

Auch wenn der Verkehr ein einziges Chaos, die Stadt mit Baustellen übersät und das Wetter manchmal wirklich trüb ist, ändert sich die Stimmung, sobald die Sonne durch die Wolkendecke dringt und die Hauptstadt der Anden erstrahlen lässt.

Wenn auch Sie Lust auf die Hauptstadt Kolumbiens bekommen haben und durch die Wahrscheinlichkeit auf Regen nicht abzuschrecken sind, weil Sie die Sonne im Herzen tragen, dann kommen Sie mit uns auf eine spannende Reise durch Bogotá und lassen Sie die Stadt ganz persönlich auf sich wirken. Es wird Ihnen gefallen!

Montag, 1. August 2011

Halbmarathon in Bogotá

Am Sonntag, den 31. Juli 2011, fand der diesjährige Halbmarathon in Bogotá statt. Die über 43.000 Teilnehmer stießen auf den Straßen der kolumbianischen Hauptstadt an ihre Grenzen. Trotz des strahlenden Sonnenscheins und der kühlen Brise hatten es die Läufer hier nicht leicht, denn man kommt auf 2600 m über dem Meeresspiegel relativ schnell außer Atem.

Der Halbmarathon in Bogotá wurde erstmals im Jahr 2000 ausgeführt und zählt mittlerweile zu den wichtigsten Straßenläufen weltweit. Die Laufstrecke beginnt am Plaza Bolivar, macht einen Schlenker im Norden über die Hauptstraße Septima und endet im Parque Simón Bolivar.

Der Titelverteidiger des 42 km Marathons von Boston, Geoffrey Mutai (aus Kenia), erreichte nach 1 Std. 2 Min. und 20 Sek. das Ziel und belegte Platz 1, gefolgt vom Sieger aus dem letzten Jahr, Deriba Merga (aus Äthiopien). An die Spitze unter den Frauen gelang Joyce Chepkirui (ebenfalls aus Kenia).

Ein aktuelles Video zum Halbmarathon gibt es hier:

http://www.eltiempo.com/Multimedia/especiales/mediamaraton/