
Zum ersten Mal, seit ich in Kolumbien lebe, fahre ich zusammen mit einer Freundin mit dem Auto durchs Land. Endlich wieder einmal Auto fahren! Jippi! ... Obwohl die Bedingungen keinesfalls denen der deutschen Autobahn gleichen, freue ich mich auf die Herausforderung. Zunächst gilt es sich durch das Verkehrschaos der 8-Millionen Metropole Bogota zu schlängeln, ohne, dass das Auto einen Kratzer bekommt oder in einem der unsäglich vielen Löcher in der Straße hängen bleibt. Wir schaffen es unbeschadet Richtung Norden aus der Stadt zu fahren. Über die einige kleine Dörfer im Departament Boyaca ist unser Tagesziel Villa de Leyva.
Kaum aus Bogota heraus wird es gift-grün. Die Wiesen leuchten uns regelrecht entgegen und die Zahl der Kühe nimmt immer weiter zu, je weiter wir fahren. Unser erster Halt ist Ubate - die Milchhauptstadt Kolumbiens. Hier sind sogar die Mülleimer im Ort mit Kuhmuster verziert. An der Hauptstraße halten wir an und genießen eine "arepa boyacence" und natürlich Käse (mit Geschmack - was nicht so einfach ist: Käse mit Geschmack in Kolumbien zu finden).


Villa de Leyva ist ein kleiner kolonialer Ort. Kopfsteinpflastergassen, weiße Häuser und die schönen Innenhöfe der Häuser schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Das Dorf lädt ein von einem Café ins andere zu schlendern... und zwischendurch immer mal wieder in einen Artesanias-Geschäft oder eine Galerie zu schauen.
Am nächsten morgen schauen wir uns noch das Fossilien Museum an und auf geht es Richtung Barichara. Die Strecke ist kurvig und das ein oder andere Loch gibt es auch, aber das finde ich gar nicht so schlimm, denn es gibt auch mir - als Fahrerin - die Möglichkeit die tolle Landschaft zu genießen.
Nach ca. 5 Stunden erreichen wir Barichara, wo wir nur noch KO in unsere Hotelbetten fallen. Am nächsten Morgen starten wir zu Fuss nach Guane. Auf den Spuren der Guane Indigenen nutzen wir deren ehemalige Pfade, um in den kleinen Ort zu wandern. Es geht zu meist bergab und so kommen wir schon nach weniger als 1,5 Stunden an. In Guane treffen wir einen alten Herrn, der allen möglichen Kitsch verkauft, aber auch ein paar süße selbst gemachte Dinge wie z.B. Sparschweine aus Totumo und eigens gesammelte Fossilien.... und natürlich kaufen wir ihm etwas ab ;-)



Wir genießen noch ein wenig Barichara - ein sehr künstlerischer Ort mit vielen kleinen Werkstätten hübschen Gassen und Innenhöfen, bevor es weiter geht zur Mesa de los Santos. Man kann diese Strecke auch auf einem Camino Real wandern, aber wir haben das Auto und so fahren wir den Cañon einmal herunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Der Ausblick ist wunderschön. In Mesa de los Santos gibt es die größte organische Kaffeeefinca Südamerikas, die auch Unterkünfte anbieten. Hier bleiben wir eine Nacht und genießen den wunderschönen Garten. Am nächsten Tag machen wir eine Führung über die Cafetales (Kaffeeplantage) und die ist wirklich beeindruckend. Ich habe schon viele Kaffeefincas in Kolumbien gesehen, aber diese übertrifft wirklich alle: 300 Hektar Wald gemischt mit Kaffeepflanzen aller Arten - auch deshalb ist die Finca ist mit dem Zertifikat der Rainforest Alliance ausgezeichnet. Als Höhepunkt unserer Tour dürfen wir bei einer professionellen Verkostung dabei sein und spucken Kaffee in Metallkannen. Meine Geschmacksnerven haben sich im Laufe der letzten 5 Jahre an den gewöhnlichen Supermarktkaffee gewöhnt und so schüttelt unser Profi Alberto nur den Kopf, als ich ihm sage welche Sorte ich am geschmackvollsten finde.
Die Reise war sagenhaft. Es hat viel Spass gemacht einmal wieder Auto zu fahren, die Landschaft war gigantisch schön und das Fliegen über dem Cañon Chicamocha ein einzigartiges Erlebnis.