Donnerstag, 2. Februar 2012

Kolumbien - Express
von Julia Grunwald

Tag 1

Die Nacht durchgemacht. Am frühen Morgen Roadtrip nach Berlin mit „I’m gonna be (1000 miles)“ in Endlosschleife. Flug mit Air France über Paris nach Bogotá. Zusammen mit einer Horde Russen in Trainingsanzügen. Drei Filme gesehen und zwischendurch geschlafen. Weiter mit Avianca (viel modernere Maschine als die alte Klapperkiste von Air France) nach Santa Marta an der Karibikküste. Tot ins Bett gefallen.

Tag 2

Frühstück! Obst und Rührei. Die anderen Menschen der Gruppe kennengelernt. Fahrt in den Tayrona-Nationalpark. Schöne Lodge besichtigt, Strand ganz ok. Später Mittagessen am Strand und Besuch einer Finca (ehemalige Koka-Bauern). Weiter über ärmliche Dörfer entlang der Karibikküste in Richtung Cartagena, späte Ankunft im niegelnagelneuen Hotel Estelar Manzanillo. AI. Essen geht so. Strand naja. Bingo-Abend. Hackedichte Kolumbianerin versucht beim Kellner zu landen – es bleibt beim Versuch. Lustig anzusehen.

Tag 3

Früh Hotelbesichtigung, anschließend nach Cartagena. Rundfahrt mit Reiseleiter Cesar. Schöner Ausblick vom Kloster La Popa. Viele Mücken und viele Stiche. Hoffentlich verrecke ich nicht an Malaria. Weiter zur spanischen Festung San Felipe – megaheiß, megaschwül. Besichtigung diverser Hotels. Übernachtung im Hotel Alfiz. Ich habe das Jesus-Zimmer. Hallelujah. Hai zum Abendessen. Sehr lecker.

Tag 4

Omlett zum Frühstück. Hotelbesichtigungen. Dann zum Flughafen. Mit Regenschirmen kreuz und quer übers Rollfeld gelaufen. Sehr kleine Maschine, JetStream 4100. Erst Angst. Flug aber einschläfernd ruhig. Landung in Bucaramanga. Riesen Rollfeld, kein anderes Flugzeug und trotzdem ganz hinten geparkt. Im Bus sofort hintere Plätze gesichert. Gott, sind wir cool. Fahrt zur Kaffeefinca Hacienda El Roble. Kaffeetour. Die Kaffeepflücker kommen gerade von der Arbeit zurück. Richtig geil. Wie eine Reise in die Vergangenheit. Kaffeeverkostung inkl. Schlürfunterricht beim Profi.

Tag 5

Rührei zum Frühstück. Fahrt in Richtung Barichara. Seilbahnfahrt von 1800 Meter Höhe runter auf 500 Meter und wieder rauf auf 1500 Meter. Freizeit, weil der Busfahrer außen rum fahren muss. Lustige Schaukel-Konstruktion entdeckt. Hin! Für 4 € ist die Höhenangst vergessen. Festgeschnallt wie auf dem elektrischen Stuhl. Flaues Gefühl im Magen. Es geht rückwärts, fast in die Waagerechte. Mit Katja um die Wette gequiekt. Vier, fünf Mal über dem Abhang gependelt. De puta madre. Weiter gehts. Neues Hobby: Trucks fotografieren. Nachmittags Ankunft in Barichara. Reitausflug. Diosa, lebhaftes Pferd. Von einem Esel schwanger. Haha, arme Sau. Über Stock und Stein. Dornenbusch mitgenommen und Ohr aufgeschnitten. Erst später gemerkt. Um die Wette galoppiert. Unterwegs Besuch bei Bauern und Korbflechtern. Sehr gastfreundliche Leute. Gebratene Ameisen zum Abendessen. Lecker, sehr knusprig.

Tag 6

Müsli und schon wieder Omlett. Hotelbesichtigungen und Stadtrundgang. Kurzes Pläuschchen mit Papagei Rrrrromeo. Abfahrt. Neues Hobby: Huckel voraussagen. Klappt nicht sehr gut. Obwohl die kolumbianischen Straßen eher aus Huckeln als aus Straße bestehen. Unterwegs Stopp an einer Zuckerrohrfabrik. Eklig klebrig-süßer Geruch. Die Arbeiter sind begeistert von unserem Besuch. Abends Ankunft in Villa de Leyva. Herrlich kitschige Weihnachsdeko. Noch kitschigere Spitzendeckchen im Zimmer. Sogar am Duschvorhang.

Tag 7

Schnauze voll von Eiern. Hotelbesichtigung. Raquira, ein kleines Kunsthandwerksstädtchen besucht. Hängematte gekauft. Ohrringe gekauft. Sehr erfolgreich. Anschließend Salzkathedrale von Zipaquira besichtigt. Einzigartig. Abends Ankunft in Bogotá. Abendessen im schärfsten Restaurant (/Bar/Disko/Eventlocation) der Stadt: Andres Carne de Res. Richtig geil. Dann zum Hotel in Downtown Bogotá. Gegenüber eine Riesen-Shopping Mall. Losgezogen. In eine Disko. Alkohol gibt’s nur pur in der Flasche zu kaufen. Lieber ein Bier. Die kolumbianische Jugend beobachtet. Sehr amüsantes Bild. Die trinken jedenfalls kein Bier. Weiter in eine Bar. Mojito. Neben uns fünf Jungs mit verklärtem Blick vor einer Flasche Aguardiente. Sehen nicht älter aus als 16. Ich frag sie nach ihrem Alter. Alle über 20. Mhm. Bieten mir einen Schluck an. Gerne. Wir tuscheln. Die tuscheln. Zum Totlachen. Eine Etage höher in eine Disko. Und in den VIP-Bereich. Haha. Zwischen halb und um 3 ist Schluss. Schade eigentlich.

Tag 8

Ausschlafen! Frühstück eine Viertelstunde vor Ende der Frühstückszeit. Alles, bloß keine Eier! In die Stadt gefahren. Goldmuseum besichtigt. Mittagessen. Regen. Falsch angezogen mit Rock und Flip Flops. Spaziergang durch die Stadt. Bei Regen. Taxi genommen. Witzige Fahrt. Spaziergang vorbei am Präsidentenpalast und mit den Wachen geflirtet. Immer noch Regen. In ein Café. Heiße Schokolade mit Käse. Naja. Verabschiedung von der Gruppe. Fahrt mit öffentlichem Bus. Sehr schön. Schön eng. Im Hotel heiße Dusche. Ab zum Hard Rock Café. Endlose Schlange. Resigniert weiter. Bogotá Beer Company. Ganz nett.

Tag 9/10

Früh shoppen gewollt. Alle Läden zu. Dann halt Koffer packen. Zum Flohmarkt gefahren. Leichter Regen. Regen. Platzregen. Zum Mittagessen. Immer noch Regen. Taxi bestellt für die Fahrt zum Flughafen. Sintflut. Taxi ist da. Sturzbäche die Straßen entlang. Koffer im Hotel abgeholt, zum Flughafen gefahren. Am Flughafen die Russen getroffen - in genau den gleichen Trainingsanzügen wie vor 8 Tagen. Noch schnell Schoki und Koka gekauft. Warten in der Admiral’s Longe von Air France. Pünktlicher Abflug. Neben mir ein schnuckliger Franzose. Nur leider Franzose. Insgesamt 7 Minuten geschlafen. Scheiß Flug. Umsteigen in Charles de Gaulle. Gelandet in Berlin. Von Papi abgeholt. Und nach 26 Stunden ohne Schlaf endlich Zuhause. Aber war hammergeil.

Mittwoch, 9. November 2011

Theaterfestival in Bogotá 2012

Das "Festival Iberoamericano de Teatro de Bogotá" ist das weltgrößte Theaterfestival und findet alle zwei Jahre in Bogotá, Kolumbien, statt. 1988 wurde zur Feier und Ehrung der damals 450 Jahre alten Stadt Bogotá das Festival ins Leben gerufen.

Die argentinischstämmige Theaterschauspielerin Fanny Mikey veranstaltete zusammen mit Ramiro Osario das erste Festspiel auf den Straßen von Bogotá. Unter dem Motto "La fe en Colombia" (Der Glaube an Kolumbien) schaffte es das Festival, die lateinamerikanischen Länder in die internationale Theaterszene zu integrieren und die unterschiedlichen Gengre, Tendenzen und Künste in der Theaterwelt zum Vorschein zu bringen.

Dem Festival lagen die Gedanken der Toleranz, Vielfältigkeit und des Kulturreichtums zugrunde und sollten die Menschen darin beeinflussen, diese Gedanken zu verfolgen und am Kulturaustausch teilzunehmen. Kolumbien konnte somit seine Theaterkunst ausweiten und der internationalen Welt präsentieren.

Seit der Eröffnung des "Festival Iberoamericano de Teatro" in Bogotá werden alle zwei Jahre zahlreiche Schauspieler und Theaterdarsteller eingeladen, um ihre Künste dem internationalen Publikum von Bogotá vorzustellen und ihre Länder zu repräsentieren. Im Jahre 2002 war Deutschland der Ehrengast, gefolgt von Spanien (2004), Russland (2006), Großbritannien (2008) und den Balearischen Inseln und Cataluña (2010).

Am 03. November 2011 fand die Einweihungszeremonie für das Festival des kommenden Jahres statt. Zu Beginn wurde der Präsident Santos zitiert, der der 2008 verstorbenen Fanny Mikey gedachte und ihr für ihre tatkräftige Unterstützung und Weiterentwicklung der kolumbianischen Theaterszene dankte. Gelobt wurde außerdem Ana Martha de Pizzaro, die seitdem die Regie übernommen hat und das Festival weiterführt. Ana Martha de Pizzaro brachte in ihrer Rede ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die UNESCO eines Tages das Theaterfestival von Bogotá als immaterielles Kulturerbe anerkennen würde.

Vom 23. März - 08. April 2012 wird das Festspiel unter dem Motto "La fiesta de las mil caras" (Das Fest der tausend Gesichter) ausgetragen und lädt Rumänien als Ehrengast ein.
Es sollen sehr moderne Versionen einiger Klassiker des Welttheaters aufgeführt werden, ebenso wie Produktionen zeitgenössischer Schriftsteller.

Das "Festival Iberoamericano de Teatro" umfasst verschiedene Arten von Aufführungen in verschiedenen Teilen der Stadt: Straßentheater (kostenlos), Indoor-Theater, internationale Konzerte, Theater für Kinder und Jugendliche, Geschichtenerzähler, etc.
Rumänien wurde nicht nur wegen seiner langjährigen Theatertradition als Ehrengast auserwählt, sondern vor allem weil es ganze Arbeit leistet, junge Darsteller und Regisseure in den Mittelpunkt zu rücken. Für Bogotá's junge Künstler soll es ein Vorbild sein; in diesem Sinne werden während des Festivals zahlreiche Seminare und Workshops in Zusammenarbeit mit rumänischen Regisseuren stattfinden, um die kolumbianischen Jungkünstler für ihre Theaterkarriere zu motivieren.

Hier das Video zu der Eröffnungszeremonie.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Der "Science Tunnel" zu Besuch in Bogotá

Das Max Planck Institut, eines der wichtigsten Forschungsinstitutionen Deutschlands, veranstaltet unter dem Namen „Science Tunnel“ weltweite Ausstellungen zur modernen Spitzenforschung.

Über 300 großformatige Bilder und mehr als 150 Videoclips präsentieren die neusten Forschungsprojekte aus den verschiedensten Bereichen der Wissenschaft, von denen einige noch nicht veröffentlich wurden.
Die Besucher tauchen ein in eine Welt neuer Entdeckungen über Materialien, exotische Phänomene über die Bausteine des Lebens, Ursachen von Krankheiten, dem Geheimnis unseren Bewusstseins bis hin zu Lösungsansätzen für die Klima- und Umweltprobleme der Globalisierung.

Die Reise führt durch den Mikro- und Makrokosmus, begleitet von Eindrücken und Erkenntnissen über Fusionen von Galaxien, über Sterne und Sandstürme. Es werden neue Technologien wie Biotechnologie, Nanotechnologie, Neuroelektronik und Quantenberechnung vorgestellt. Hier erfährt der Mensch mehr über Zeit und Raum, Körper und Geist, Natur und Kultur.

Die „Science Tunnel“ Ausstellung fand erstmals im Jahre 2000 auf der Expo in Hannover statt und konnte in den darauffolgenden Jahren mehr als 2.000.000 Menschen rund um den Globus begeistern. Nach Vorführungen in Peking, Shanghai, Manchester, Hongkong und Thessaloniki wurde 2005 der „Science Tunnel“ aktualisiert. So verzeichnete das Max Planck Institut bereits große Erfolge u.a. in Japan, Singapur, China, Südafrika, Argentinien und Mexiko.

Nach bereits einer Ausstellung in Cali diesen Jahres stellt das Max Planck Institut seinen „Science Tunnel“ außerdem auch in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá vor. Am kommenden Dienstag, den 18.10.2011, findet auf dem Messegelände „Corferias“ im Namen der nationalen Wirtschaftsmesse EXPOCIENCIA die Eröffnungszeremonie statt. Die Organisation erfolgt in Zusammenarbeit mit dem DAAD, dem Ministerium für Bildung und Forschung, der deutschen Botschaft, der Firma Siemens, Colciencias und dem Ministerium für Bildung und wissenschaftlichen Fortschritt. Vom 18.10.2011 - 25.11.2011 können hier Groß und Klein in eine faszinierende Welt der Wissenschaft von Heute und Morgen eintauchen, und das zu einem kleinen Eintrittspreis von umgerechnet nur 2 Euro.
(Foto: übernommen von www.sciencetunnel.com)

Freitag, 30. September 2011

Bogotás Touristen werden mobil

In Europa und den USA schon längst ein Hit, wurden die hippen Kleinfahrzeuge jetzt auch für die Hauptstadt der Anden, Bogotá, entdeckt.
Segweys, so heißen die Ein-Mann-Flitzer, sind elektrisch angetriebene Ein-Personen-Transportmittel auf zwei Rädern. Durch eine elektronische Antriebsregelung kann sich die Person selbst in Balance halten.
Bei einer Geschwindigkeit von bis zu 20 km/h ist so ein Segwey die perfekte Abwechslung zum Spazierengehen, vor allem für abenteuerlustige Stadttouristen.

Seit etwa 2 Monaten können nun auch Besucher der kolumbianische Hauptstadt mit solchen Fahrzeugen durch die Altstadt düsen, vorbei am Plaza Bolivar, den historischen Museen und durch die engen Gassen der Candelaria. Der Anbieter Ready 4 Ride bietet unterschiedliche Touren mit den Segweys durch Bogotá an. Oft fahren Stadtführer mit, die neben der Reiseführung vor allem darauf achten, dass die Fahrzeuge vorschriftsgemäß bedient und somit Unfälle vermieden werden. Eine Stunde Fahrt kostet 130.000 Pesos, umgerechnet etwa 50 €, zwar nicht günstig, aber garantiert eine spannende Alternative zur gewöhnlichen Stadtrundfahrt. (Foto: El Tiempo)

Freitag, 23. September 2011

Blumenpracht aus Kolumbien


Kolumbien gehört weltweit zu den größten Blumenexporteuren der Welt. Verkaufsschlager sind vor allem Nelken, Rosen und Orchideen. Alleine 35.000 Sorten an Orchideen finden sich hier in Kolumbien.

Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, sehe ich die Straßenverkäufer, die sich an den roten Ampeln durch die Autoschlangen kämpfen und stolz ihre bunte, gut riechende Ware präsentieren. Besonders an Tagen wie dem "Tag der Liebe und Freundschaft" letzten Sonntag, finden die Schnittblumen besonderen Absatz.

Ihre Ware kaufen die Straßenhändler ebenso wie die Blumengeschäfte in Paloquemao. Auf dem Vorplatz der riesigen Markthalle duftet es Dienstags, Freitags und Samstags nach Rosen, Sonnenblumen, Helikonien, Gräsern etc. Bei einem Besuch vergisst man schnell das Toben der Großstadt drum herum, denn hier erholen sich alle Sinne vom stressigen Alltag der Metropole: bunte Blumen und der gut riechende Platz sind ein Erlebnis und das Tolle: man bekommt ein Päckchen frischer Schnittblumen schon ab 1 Euro.

Aber nicht alle Blumen sind natürlich schön, denn bei den quietsch gelben, orangefarbenen und sogar blauen Exemplaren wird schnell klar, dass dort der Farbeimer benutzt wurde, um die Blumen noch besser zur Geltung zu bringen. Was auf den meisten Europäer wohl eher kitschig und übertrieben wirkt, scheint den Kolumbianern zu gefallen.

Ein großer Teil der kolumbianischen Schnittblumen stammt aus dem Departament Antioquia um die Stadt Medellin. Hier findet jedes Jahr im August zu Ehren der Blumenwirtschaft die „Feria de las Flores“ statt, ein farbenfrohes Fest, das schon fast an einen Karnevalsumzug erinnert.

Die "Campesinos" (Landwirte) kommen wie früher - mit ihren großen Körben auf dem Rücken - aus den Dörfern, aber nicht wie damals mit den Blumen für den Verkauf in der Großstadt, sondern für den prächtigen Umzug mit riesigen Blumenkränzen in den Körben.

In der Region weiter südlich befindet sich auch der Orchideen-Park, der mit mehr als 300 Orchideen-Sorten eine Attraktion für jeden Blumenliebhaber ist.

Vom 28.-30. September 2011 findet in Bogotá die internationale Blumenmesse „Pro Flora“ statt, bei der Aussteller aus Kolumbien, Russland, Japan, den Niederlanden, USA, Spanien, Italien, Ecuador und Chile vertreten sind. Besonders internationale Importeure sollen durch die Veranstaltung angesprochen werden und von ihr profitieren können. So wird ihnen vor dem offiziellen Messebeginn eine Besichtigung der Blumenfelder um Bogotá angeboten, die das bedeutendste Züchtungsgebiet Kolumbiens umschließen. Außerdem sollen durch Business-Meetings Netzwerke aufgebaut, Kontakte geknüpft und Geschäfte abgeschlossen werden. Dazu werden von den Veranstaltern der „Pro Flora“ Räumlichkeiten und Informationsmaterial kostenfrei zur Verfügung gestellt. Nach dem großen Erfolg der Blumenmesse von 2009 soll das Event auch dieses Jahr ein Highlight für Blumenliebhaber werden.

Donnerstag, 25. August 2011

Mit dem Auto durch Santander und Boyaca


Zum ersten Mal, seit ich in Kolumbien lebe, fahre ich zusammen mit einer Freundin mit dem Auto durchs Land. Endlich wieder einmal Auto fahren! Jippi! ... Obwohl die Bedingungen keinesfalls denen der deutschen Autobahn gleichen, freue ich mich auf die Herausforderung. Zunächst gilt es sich durch das Verkehrschaos der 8-Millionen Metropole Bogota zu schlängeln, ohne, dass das Auto einen Kratzer bekommt oder in einem der unsäglich vielen Löcher in der Straße hängen bleibt. Wir schaffen es unbeschadet Richtung Norden aus der Stadt zu fahren. Über die einige kleine Dörfer im Departament Boyaca ist unser Tagesziel Villa de Leyva.

Kaum aus Bogota heraus wird es gift-grün. Die Wiesen leuchten uns regelrecht entgegen und die Zahl der Kühe nimmt immer weiter zu, je weiter wir fahren. Unser erster Halt ist Ubate - die Milchhauptstadt Kolumbiens. Hier sind sogar die Mülleimer im Ort mit Kuhmuster verziert. An der Hauptstraße halten wir an und genießen eine "arepa boyacence" und natürlich Käse (mit Geschmack - was nicht so einfach ist: Käse mit Geschmack in Kolumbien zu finden).

Von Ubate fahren wir nach Cucunuba. Der kleine Ort ist bekannt für sein Kunsthandwerk aus Wolle: Schals, Decken und Ruanas (Poncho) werden hier auf großen Webmaschinen erstellt. Wir schauen uns ein kleines, verträumtes Hotel an. Mein Papa würde es als "wild romantisch" kategorisieren. Das koloniale Haus mit mehreren Innenhöfen ist sehr gut erhalten und die meisten Zimmer haben sogar einen kleinen Kamin. Genau das Richtige für ein romantisches Wochenende zu zweit, an dem man nicht viel unternehmen möchte, denn das Dorf ist klein.

Als wir in Cucunuba losfahren bereite ich meine Freundin schon freudig auf den nächsten Stopp vor, denn so langsam bekomme ich Hunger. Kurz vor Villa de Leyva kommt der Ort Sutamarchán, der berühmt ist für seine "longanizas" (würzige Würstchen)!!! SO lecker! In Villa de Leyva angekommen setzen wir uns auf den Hauptplatz und genießen bei einem Bier die Abendstimmung des Ortes.

Villa de Leyva ist ein kleiner kolonialer Ort. Kopfsteinpflastergassen, weiße Häuser und die schönen Innenhöfe der Häuser schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Das Dorf lädt ein von einem Café ins andere zu schlendern... und zwischendurch immer mal wieder in einen Artesanias-Geschäft oder eine Galerie zu schauen.

Am nächsten morgen schauen wir uns noch das Fossilien Museum an und auf geht es Richtung Barichara. Die Strecke ist kurvig und das ein oder andere Loch gibt es auch, aber das finde ich gar nicht so schlimm, denn es gibt auch mir - als Fahrerin - die Möglichkeit die tolle Landschaft zu genießen.

Nach ca. 5 Stunden erreichen wir Barichara, wo wir nur noch KO in unsere Hotelbetten fallen. Am nächsten Morgen starten wir zu Fuss nach Guane. Auf den Spuren der Guane Indigenen nutzen wir deren ehemalige Pfade, um in den kleinen Ort zu wandern. Es geht zu meist bergab und so kommen wir schon nach weniger als 1,5 Stunden an. In Guane treffen wir einen alten Herrn, der allen möglichen Kitsch verkauft, aber auch ein paar süße selbst gemachte Dinge wie z.B. Sparschweine aus Totumo und eigens gesammelte Fossilien.... und natürlich kaufen wir ihm etwas ab ;-)

San Gil bei Barichara ist bekannt für sein Angebot der verschiedensten Extremsportarten. Trotz Höhenangst habe ich mir fest vorgenommen Paragliding zu machen. Bevor wir uns auf den Weg zum Abflugort machen, fahren wir noch zum Wasserfall Juan Curi zum Baden. Das Wasser ist "erfrischend" und noch denke ich nicht über meine Angst nach. Das hält aber leider nicht lange an, denn schon auf der Rückfahrt übersehe ich das ein oder andere Loch in der Straße vor Nervosität. Auf dem Abflughügel angekommen steigt das Adrenalin immer weiter. Ich bin auch noch die erste aus unserer Gruppe und bekomme das Ameisenhintern-Kostüm nun umgeschnallt. (Ein großer Rucksack, der am Hintern ganz arg gepolstert ist - für die Landung und ich glaube ein Falschirm ist auch drin, für den Notfall - bibba.) Die Gurte sind gar nicht richtig fest - ob das wohl so richtig ist? Sicherheitshalber frage ich nach, aber mein "Pilot" beruhigt mich und sagt mir, ich solle mir keine Sorgen machen, er sei der 3. beste Paragliding-Pilot in Kolumbien. Na dann kann ja nichts schief gehen. Der Schirm zieht hoch und wir.... heben ab!
Ein Wahnsinns-Blick über den Cañon Chicamocha, die bekannteste Attrakation im Departament Santander. Die Schlucht überbietet mit seinen Maßen sogar den Colorado Canyon in den USA. Mit dem Abheben ist meine Angst verschwunden und das bisschen Übelkeit gehört wohl dazu. Es ist ein toller Flug über Tabakfelder und den Cañon und schon nach 15 Minuten ist es vorbei - aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt die Angst zu überwinden! Stolz und überwältigt fallen wir in die Wiese und schauen den anderen beim Fliegen zu.

Wir genießen noch ein wenig Barichara - ein sehr künstlerischer Ort mit vielen kleinen Werkstätten hübschen Gassen und Innenhöfen, bevor es weiter geht zur Mesa de los Santos. Man kann diese Strecke auch auf einem Camino Real wandern, aber wir haben das Auto und so fahren wir den Cañon einmal herunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Der Ausblick ist wunderschön. In Mesa de los Santos gibt es die größte organische Kaffeeefinca Südamerikas, die auch Unterkünfte anbieten. Hier bleiben wir eine Nacht und genießen den wunderschönen Garten. Am nächsten Tag machen wir eine Führung über die Cafetales (Kaffeeplantage) und die ist wirklich beeindruckend. Ich habe schon viele Kaffeefincas in Kolumbien gesehen, aber diese übertrifft wirklich alle: 300 Hektar Wald gemischt mit Kaffeepflanzen aller Arten - auch deshalb ist die Finca ist mit dem Zertifikat der Rainforest Alliance ausgezeichnet. Als Höhepunkt unserer Tour dürfen wir bei einer professionellen Verkostung dabei sein und spucken Kaffee in Metallkannen. Meine Geschmacksnerven haben sich im Laufe der letzten 5 Jahre an den gewöhnlichen Supermarktkaffee gewöhnt und so schüttelt unser Profi Alberto nur den Kopf, als ich ihm sage welche Sorte ich am geschmackvollsten finde.

Die Reise war sagenhaft. Es hat viel Spass gemacht einmal wieder Auto zu fahren, die Landschaft war gigantisch schön und das Fliegen über dem Cañon Chicamocha ein einzigartiges Erlebnis.

Freitag, 5. August 2011

Bogotá - Eine Stadt zwischen Sonne und Regen

Bogotá ist die Hauptstadt Kolumbiens und gleichzeitig Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes. Mit zahlreichen Universitäten, Bibliotheken und Museen bietet die Stadt gute Bildungsmöglichkeiten.
Das Museo del Oro mit seiner Sammlung an präkolumbischem Goldschmuck zählt zu den wichtigsten Museen und kulturellen Überlieferungen des Landes. Im Museo Botero findet man neben Bildern von rundlichen Frauenkörpern auch Werke von Picasso, Miró und Monet.

Die Altstadt „La Candelaria“ befindet sich im südlichen Teil der Stadt und besticht vor allem durch die Plaza Bolivar, um die viele Kirchen und Regierungsgebäude angesiedelt sind. Sie ist somit gleichzeitig das Regierungsviertel von Bogotá, was vor allem durch die hohe Anzahl an Sicherheitspersonal auffällt. Gerade aus diesem Grund kann man sich heutzutage sorgenfrei in der Altstadt aufhalten, wertvolle Gegenstände sollten allerdings nach wie vor möglichst versteckt mitgetragen werden.

Im Mittelpunkt der Plaza Bolivar steht die französisch-klassische Kathedrale, vor der sich Künstler, Touristen, Tourguides und Geschäftsleute tummeln.

Bei einem Spaziergang durch die Candelaria findet man vor allem Bauten aus der Kolonialzeit vor, die der Altstadt den besonderen Charme verleihen. Bunte Häuser, die in einem grellen Pink oder Türkis erstrahlen, kleine Kunst- und Souveniershops, Straßencafés und Obststände laden die Besucher zum Verweilen ein.

Höhepunkt des Ausflugs in das historische Bogotá ist der Aufstieg auf den Berg Monserrate, von dem aus man einen weitreichenden Blick über die 8-Miliionen-Einwohner Metropole hat. Bei sonnigem Wetter und blauem Himmel ist der Ausblick besonders schön.

Hier in Bogotá herrscht das ganze Jahr über ein einheitliches, mildes Klima. Es wechselt lediglich zwischen Sonnen- und Regentagen, wobei auch mit verstärkten Regenfällen zu rechnen ist. Es gibt Monate, in denen der andauernde Regen vor allem die umliegenden Dörfer überschwemmt, sodass sogar außerhalb gelegene Universitäten geschlossen werden müssen, weil man sonst mit dem Boot zum Unterricht fahren müsste.

Die Hauptstadt Kolumbiens scheint in einer Phase der modernen Entwicklung zu sein, im Stundentakt entstehen hier neue Brücken und Wolkenkratzer. Leider gibt es keine Straßen- oder U-Bahn, sodass die öffentlichen Verkehrsmittel auf Busse beschränkt sind, die auch schon ihre beste Zeit hinter sich haben. Aus klappernden Blechkisten strömen schwarze Rauchwolken und nehmen einem die Luft zum Atmen, die in 2600 m über dem Meeresspiegel ohnehin schon sehr dünn ist. Eine Alternative zu Taxen und normalen Bussen bieten die roten Transmileno-Busse, die gesonderte Fahrtspuren haben und schneller vorwärts kommen.Wer zur Hauptverkehrszeit unterwegs ist, bleibt meist im Stau stecken, und das manchmal für mehrere Stunden.

Der Norden der Stadt ist vor allem durch sehr hohe Immobilienpreise und schicke Restaurants und Bars gekennzeichnet. Hier tummelt sich die obere Schicht, die Kolumbianer scheinen sich nach wie vor noch nach gesellschaftlichen Klassen zu definieren.Wer dazugehören will und vor allem genug Geld hat, ist in einem Club/Verein angemeldet und verbringt seine Freizeit mit sportlichen Aktivitäten in großzügigen Anlagen.

Der Rest muss sich darauf einstellen, dass es für aktive Unternehmungen kaum öffentliche Angebote gibt. Es gibt jedoch ein Highlight, das für jedermann zugänglich ist: die „Ciclovía“. Jeden Sonntag werden einige Hauptstraßen von 8-14 Uhr für den Autoverkehr gesperrt und für Radfahrer, Jogger, Skater und Fußgänger geöffnet. Dem Strom der Kolumbianer und Touristen folgend kann man die Stadt von einer ganz anderen Seite kennenlernen, die einen schon fast an Sonntagsausflüge im Frühjahr und Sommer in Deutschland erinnert.

So wechselhaft wie das Wetter präsentiert sich also auch die Hauptstadt Kolumbiens.

Viel anstrengender wäre das Leben in so einer chaotischen Metropole, wenn die Kolumbianer nicht den Sonnenschein im Herzen tragen würden. Denn das muss man ihnen wirklich lassen, sie sind ein gelassenes und immer fröhliches Volk. Sie grüßen freundlich, sprechen einen mit „mi amor“ („mein Liebling“) oder „mi reina“ (meine Königin) an, sind stets „a la orden“ („zu Diensten“) und wünschen einen schönen Tag. Die Kolumbianer haben fast nichts, was wir von uns Deutschen kennen. Sie beschweren sich nicht, sie wirken nie gestresst, sie bewahren immer Ruhe und sind meistens zu spät. Sie haben meist ein Lächeln auf den Lippen und sind immer für eine Unterhaltung zu haben.

Auch wenn der Verkehr ein einziges Chaos, die Stadt mit Baustellen übersät und das Wetter manchmal wirklich trüb ist, ändert sich die Stimmung, sobald die Sonne durch die Wolkendecke dringt und die Hauptstadt der Anden erstrahlen lässt.

Wenn auch Sie Lust auf die Hauptstadt Kolumbiens bekommen haben und durch die Wahrscheinlichkeit auf Regen nicht abzuschrecken sind, weil Sie die Sonne im Herzen tragen, dann kommen Sie mit uns auf eine spannende Reise durch Bogotá und lassen Sie die Stadt ganz persönlich auf sich wirken. Es wird Ihnen gefallen!